Inhaltsverzeichnis
|
1.
Einleitung
2.
Allgemeine Vorbemerkungen
3.
Aspekte zu den historischen Gegebenheiten in Spanien und zur sozialen
Entwicklung der Gitanos
|
|
3.1
Anmerkungen zu der historisch-politischen Entwicklung Spaniens
3.2 Zigeuner in Spanien
|
3.2.1
Einwanderung und erste Kontakte
3.2.2 Politische und soziale Bedingungen im 16. und
17. Jahrhundert
3.2.3 Entwicklungen im 18. Jahrhundert
3.2.4 Die geographische Verteilung der Gitanos
3.2.5 Aspekte zur Sozialstruktur der Gitanos
|
|
4.
Die Wurzeln der Flamenco-Geschichte
|
4.1
Erste Zeugnisse
4.1.1 Die musikalischen Wurzeln des Flamenco
4.1.2
Die Entstehung des Flamenco
|
5.
Musikalische Ausprägungen, Komponenten und Klassifizierungen
|
5.1
Die Typen des Flamenco
5.2 Aufbau, Harmonik und Melodik im Flamenco
|
6.
Flamenco-Texte - Themen, Stile und sozialgeschichtlich relevante
Aussagen
|
6.1
Besonderheiten der Letras
6.2 Die Themen der Letras
|
7.
Die historischen Etappen des Cante Flamenco
|
7.1
La Etapa Hermetica
7.2 La Etapa Primitiva
7.3 La Edad de Oro
7.3.1 Kultursoziologische Aspekte
7.4 La Etapa de Transición
|
7.4.1
Der Concurso de cante jondo in Granada |
7.5
La Opera Flamenca - Gesellschaftliches Umfeld und soziale
Tendenzen
7.6 La Etapa del Renacimiento
7.7 La Etapa Contemporánea
|
8.
Wirtschaftliche und soziale Schichtung in Spanien und deren Auswirkungen
auf den Flamenco
|
8.1
Soziokulturelle Faktoren und Hintergründe im Umfeld des
Flamenco |
9.
Die politische und soziale Situation der Gitanos im 20. Jahrhundert
|
9.1
Bedingungen und Resultate
9.2 Statistische Ergebnisse
9.3 Die Rolle der katholischen Kirche
9.4 Gitano-Siedlungen in Andalusien
9.5 Die Situation der Gitanos in der jüngeren Vergangenheit
|
10.
Musikgeschichte und Sozialgeschichte
|
10.1
Politisches Widerstandspotential im Flamenco der 70er Jahre
|
11.
Synkretische Formen des Flamenco am Ende des 20. Jahrhunderts
|
11.1
Flamenco und Jazz- sozialgeschichtliche und musikalische Gemeinsamkeiten
|
11.1.1
Neuerungen im Flamenco
11.1.2 Die Interpreten der Fusion von Flamenco und
Jazz in Spanien
|
11.2
Orientalische Einflüsse im modernen Flamenco-
musikalische und soziale Gegebenheiten
11.3 Die Entstehung von Flamenco-Pop und die gesellschaftliche
Funktion dieser Musik
11.4 Die Erzeugung und Bedeutung von ethnischer und kultureller
Identität im Zusammenhang mit dem Flamenco und seinen
Subgenres
|
12.
Gegenwärtige Erscheinungsformen
|
12.1
Die neue Generation 93
12.2 Der traditionelle Flamenco zu Beginn des 21. Jahrhunderts
12.3 Die Beachtung und Ausübung des Flamenco außerhalb
Spaniens
12.4 Musikalisches und gesellschaftliches Umfeld in Andalusien
|
12.4.1
Allgemeines
12.4.2 Die Medien
12.4.3 Forschung und Ausbildung
12.4.4 Der Musikhandel
12.4.5
Veranstaltungen und Konzerte 107
12.4.6 Gitanos und Payos 110
12.4.7 Flamenco in verschiedenen Städten Andalusiens-
Touristenattraktion und traditionelle Musikkultur
|
12.5
Die aktuellen Stars und die neuen Strömungen des Flamenco
|
13.
Veränderungen und Konstanten in der musikalischen Entwicklung
des Flamenco
14.
Veränderungen und Konstanten auf sozialer Ebene und deren Auswirkungen
auf die verschiedenen Typen des Flamenco
15.
Fazit
16.
Literaturverzeichnis
17.
Anhang
|
|
|
Etapa
del Renacimiento |
Die
sogenannte Wiedergeburt des Flamenco fand in der Zeit von ca. 1955
bis 1985 statt. In dieser Epoche geschah einiges, was den in Verruf
geratenen Flamenco, schließlich aus seiner Krise herausholen
sollte. Die entscheidenden Impulse kamen dabei oft aus dem Ausland
und nicht aus Spanien selbst.
Bereits 1954 war in Frankreich die erste Anthologie des Flamenco mit
Texten von Tomás Andrade de Silva erschienen. Diese wurde 1958
auch in Spanien veröffentlicht. Die Anthologie enthielt zum Teil
vergessene Cantes und erweckte reichlich Aufmerksamkeit für diese
Kunst. Der Flamenco war nun wieder ein wichtiges Thema, sowohl bei
Musikern und Eingeweihten, als auch bei einer breiten Öffentlichkeit,
deren Interesse geweckt worden war. Dieser ersten Anthologie folgten
in relativ kurzer Zeit einige weitere, die ähnlich gestaltet
waren. Ricardo Molina und Antonio Mairena verfassten Le gran historia
del cante gitano andaluz, José Manuel Caballero Bonald nannte
seine Arbeit El archivo de cante flamenco und José Blas Vega
schrieb die Magna Antologia del cante flamenco. 1955 wurden die umfangreiche
Flamencologia von Anselmo Gonzáles Climent publiziert. Das
Werk, welches die Verbindung von Flamenco und Wissenschaft herstellte,
wurde in der ganzen Welt anerkannt und geachtet. Es passte in diese
Zeit, in der auch in Spanien, wenn auch unter den schwierigen Bedingungen
einer Diktatur, die Menschen nach etwas Wertvollem und Schönem
suchten. Nach den Kriegswirren, den Weltkriegen und dem spanischen
Bürgerkrieg benötigte man so etwas wie den Flamenco. Eine
Kunst, die den Spaniern Identifizierungsmöglichkeiten bot und
gegenüber dem oft tristen Alltag für Ablenkung und Genuss
sorgte.
1956 feierte man zu ersten mal den Concurso Nacional de Cordoba. Hauptinitiatoren
waren der aus Cordoba stammende Ricardo Molina und Gonzales Climent.
1958 entstand die Cátedra de Flamencologia in Jerez de la Frontera,
1961 fand das erste Festival Nacional del Cante de las Minas statt
und 1963 erschien das Bedeutende Werk Mundo y formas del cante Flamenco
von Ricardo Molina und Antonio Mairena, welches zur "Bibel des
Flamenco" avancierte (vgl. Parra Pujante, Rito y geografia del
cante 22). Was die Bibliographie und die Discographie angeht, gab
es also tatsächlich ein Wiedergeburt. Die Eröffnung der
ersten tablaos und penas fiel ebenfalls in diese Zeit. Hier fand nun
der Flamenco statt. Hier vergnügte man sich, hörte zu, feierte
und erholte sich von der Arbeit. Das Esszensielle dieser Erinnerungswürdigen
Wiedergeburt des Flamenco war die Verbindung des "kultischen"
mit dem Populären. Die Musik war nicht mehr ausschließlich
für Insider bestimmt. Sie war nun für die gesamte Spanische
und Außerspanische Bevölkerung zugänglich und greifbar.
Für die Spanier, natürlich vor allem für die Andalusier
wurde der Flamenco zu einem zentralen Element ihrer Kultur. Er wurde
respektvoll erforscht und beobachtet. Was den Flamenco ausmachte wurde
niedergeschrieben und veröffentlicht.
Die wichtigste Person war dabei Antonio Mairena (1909-1983). Er beherrschte
sämtliche Stile sowohl theoretisch als auch praktisch. Darüber
hinaus gelang es ihm längst vergessene Formen des Flamenco wiederzubeleben
und damit die Tradition zu bewahren. Die Anzahl der Flamenco-Künstler
erreichte einen Höhepunkt in dieser Epoche. Die unterschiedlichen
Traditionen oder Schulen wurden von bedeutenden Musikern repräsentiert.
Escuela de Sevilla : Pepe de la Matrona, José Menese, El Chocolate,
Manuel Mairena, José de la Tomasa und Calixto Sanchez.
Escuela de Cadiz : Aurelio Sellès, Pericón, El Flecha,
Manolo Vargas, La Perla, Chano Lobato, Chaquetón, Pansequito,
Maria Vargas und Rancapino.
Escuela de Jerez: Tio José de Paula, Juanito Mojama, La Pirinaca,
El Borrico, Terremoto, El Sordera, La Paquera, El Agujetas und José
Mercé.
Escuela de Utrera y Lebrija: El Perrate, Fernanda und Berarda und
El Lebrijano.
Escuela de Cordoba: Fosforito, El Pele und Luis de Cordoba.
(vgl. Parra Pujante, Rito y geografia del cante 23).
Die Bedeutung dieser Epoche ist vergleichbar mit der epoca d´oro.
Das Prestige des Flamenco war in künstlerischer-, sozialer- und
kultureller Hinsicht stark angestiegen. Die Kunst der Andalusier war
nun auch international so bekannt, dass sich überall auf der
Welt Menschen mit der Musik beschäftigen, sie selbst spielten
bzw. tanzten oder sich mit Literatur und Platten versorgten. Auch
im akademischen Rahmen in Universitäten und Forschungsinstituten
hatte der Flamenco nun Einzug gehalten. Er bot interessante Untersuchungsbereiche
in zahlreichen Fachgebieten, wie der Philologie, der Anthropologie,
der Soziologie, der Geschichte und der Musikologie. Die Medien, die
ebenfalls den Flamenco für sich entdeckt hatten sorgten dann
dafür, das die Musik und die Informationen dazu quasi überall
verfügbar und abrufbar wurden. Hier gab und gibt es glücklicherweise
immer wieder Bestrebungen, sei es bei Radio- oder Fernsehsendungen
oder Plattenaufnahmen kunstvolle Flamenco-Musik zu präsentieren
und nicht ausschließlich dem Kommerz zu verfallen. Natürlich
hatte sich vieles verändert und der Flamenco war nun nicht mehr
wie zu seinen Anfängen Ausdruck einer besonderen Lebensart, sondern
ein reines Bühnenspektakel. |
|
Etapa
Contemporánea |
Auf die gegenwärtige Situation werde ich im zweiten Teil der
Arbeit detaillierter eingehen. Hier sollen zunächst einige
Eckdaten genannt werden, um die Historie der Flamenco-Etappen zu
komplettieren.
Auch hier sind es wieder einige herausragende Flamenco-Künstler,
die die Zeit prägen. Bereits 1968 nahm Camaron de la Isla,
der eine Lichtgestalt des Genres werden sollte, seine erste Platte
auf. Zwischen 1969 und 1977 entstanden in der Zusammenarbeit mit
Paco de Lucia, dem wahrscheinlich international bekanntesten Flamenco-Artist
überhaupt, neun erfolgreiche Alben. Camaron präsentierte
sich dabei, als einer der mit seiner einzigartigen Stimme, seinen
sehr rhythmischen Gesangsstil und der Aura die ihn umgab, die Massen
bewegen konnte. Er schaffte es auch die Jugend Spaniens, die eigentlich
eine andere Musik hörte, für den Flamenco zu begeistern.
Es entwickelte sich ein regelrechter Kult um die Person Camarons,
bei Payos, bei Gitanos, bei Jung und Alt. Er verkörperte unbändige
Lebenslust und tiefste Verzweiflung. Zustände, die vor allem
die sozial schwächeren und das sind in Andalusien großteils
die Gitanos, allzu gut kennen. Man erlebt sie ausgelassen feiernd
und voller guter Laune, aber auch deprimiert und verzweifelt, aufgrund
wirtschaftlicher Marginalisierung, Arbeitslosigkeit und Drogenmissbrauch.
Neben Camaron ist noch der 1942 in Granada geborene Enrique Morente
zu nennen. Er vertonte Dichtung von Garcia Lorca, Antonio Machado
und weiteren spanischen Dichtern und war darüber hinaus für
die Neuinterpretation einiger Cantes verantwortlich. Er war sehr
traditonsbewußt, so sang er z.B. alte Siguiriyas und malaguenas
in altbewährtem Stil eines Don Antonio Chacon, lieferte aber
auch sehr eigenwillige Interpretationen von manchen alegrias und
tangos. Er gilt als kreativster und originellster Sänger seiner
Generation.
Camaron und Morente für den Cante und Paco de Lucia und Manolo
Sanlúcar für das Gitarrenspiel (toque) waren die großen
Erneuerer, die den Flamenco mit neuen Formen mischten. Diese als
mestizaje bezeichnete Musik verwendete nun Formen wie Jazz, Salsa,
Bossa Nova, Rock und Klassik zusammen mit dem Flamenco.
Viele Neuerrungen, die nicht von allen positiv aufgenommen wurden
fanden somit in den letzten ca. 30 Jahren Einzug in die Welt des
Flamenco.
En definitiva, desde el punto de vista artistico el flamenco ha
vivido en la ultima década un cambio importantisimo, incluso
una renovacion acelerada, y tanto en el cante, en el toque como
en el baile vive actualmente una de sus épocas de mayor esplendor.
(Parra Pujante, Rito y geografia del cante 24).
|
|
|
Literaturverzeichnis
|
Adorno,
Theodor W. Einleitung in die Musiksoziologie: Zwölf theoretische
Vorlesungen. Reinbek: Rowohlt, 1968.
Awosusi,
Anita (Hrsg.). Die Musik der Sinti und Roma. Band 3: Der
Flamenco. 1. Auflage. Heidelberg: Schriftenreihe des Dokumentations-
und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, 1998
Bernecker, Walther L. Sozialgeschichte Spaniens im 19. und 20. Jahrhundert:
Vom Ancien Regime zur Parlamentarischen Monarchie.
Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag, 1990.
Blas
Vega, José; Rios Ruiz, Manuel (Hrsg.). Diccionario enciclopédico
ilustrado del cante flamenco. (2 Bände). Madrid: Cinterco,
1988.
Bourdieu,
Pierre. Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen
Urteilskraft. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1982.
Brandel,
Rose. "Rhythms of flamenco: Siguiriyas and soleares".
Orbis musicaue 6. 1978.
Caballero
Bonald, José Maria. Archivo del cante flamenco.
Barcelona: 1969.
Dahlhaus,
Carl (Hrsg.). Einführung in die systematische Musikwissenschaft.
3. Auflage. Laaber-Verlag, 1988.
Erlmann,
Veit. "Musikkultur". Musikwissenschaft: Ein Grundkurs.
Herbert
Bruhn, Helmut Rösing (Hrsg. ). Hamburg: Rowohlt, 1998. S.71-91.
Falla, Manuel de. Escritos sobre musica y musicas. Madrid : 1972.
Garms, Thomas. Der Flamenco und die spanische Folklore in Manuel
de Fallas
Werken. Lothar Hoffmann (Hg.). Neue Musikgeschichtliche Forschungen,
Erbrecht. Bd. 16. Wiesbaden: Breitkopf und Härtel, 1990.
Geertz, C. "Making Experiences, Authoring Selves". Turner,
V. und Bruner,
E.: The Anthropology of Experience. Chicago: University of Chicago
Press 1986, S. 373-380.
Gerth,
Edith. "Zigeunerpolitik in Spanien". Gronemeyer, Reimer
(Hrsg.)
Eigensinn und Hilfe: Zigeuner in der Sozialpolitik heutiger Leistungsgesellschaften.
Giessen: Focus-Verlag, 1983.
Glück,
Marliese. "Flamenco". Artikel in MGG, Sp. 511-516. Kassel,
u.a. Bärenreiter, 1998.
Grande,
Felix. Memoria del Flamenco II: Desde el cafe-cantante a nuestros
dias. Madrid: Espasa Calice, S.A., 1979.
Gronemeyer,
Reimer und Rakelmann, Georgia A. Die Zigeuner.
Reisende in Europa: Roma, Sinti, Manouches, Gitanos,
Gypsies, Kalderasch, Vlach u.a. Köln: DuMont, 1988.
Hillmann,
Karl-Heinz (Hrsg.). Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart:
Alfred Kröner-Verlag, 1994.
Hinz,
Ralf. Cultural Studies und Pop: Zur Kritik der Urteilskraft wissenschaftlicher
und journalistischer Rede über populäre
Kultur. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag GmbH, 1998.
Janssen, Armin. "Rhythmische Konstanten im Flamenco".
Schnittpunkte
Mensch Musik: Beiträge zur Erkenntnis und Vermittlung von Musik.
Rudolf Klinkhammer (Hrsg.). Regensburg: Gustav Bosse Verlag,
1985. S. 54-60.
Jost, Ekkehard. "Jazz, Musette und Cante Flamenco: Traditionslinien
in der
Musik der französischen Gitans und Manouches". Die Musik
der Sinti und Roma. Band 2: Der Sinti Jazz. Anita Awosusi (Hrsg.).
Heidelberg: Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums
Deutscher Sinti und Roma, 1997. S. 15-27.
Jost,
Ekkehard. "Flamenco Nuevo?: Stilistische Tendenzen im Flamenco
der Gegenwart". Die Musik der Sinti und Roma. Band 3: Der Flamenco.
Anita Awosusi (Hrsg.). Heidelberg: Schriftenreihe des Dokumentations-
und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, 1998. S. 81-94.
Jost,
Ekkehard. Sozialgeschichte des Jazz in den USA. Frankfurt:
Wolke, 1991.
Katz,
Israel. Flamenco. "Flamenco". Grove Dictionary of music.
Band 6, 1985.
S. 625-630.
Kunze,
Gabriela. Spanien. Hamburg: Ellert und Richter, 1992.
Leblon,
Bernard. Flamenco. Musiques du Monde. Cite de la musique/
Actes Sud, 1995.
Leblon,
Bernard. Gitanos und Flamenco. Die Entstehung des
Flamenco in Andalusien. Berlin: Edition Parabolis 1997.
|
|
|